Samstag, 9. Februar 2013

Südamerika, IX Akt



Der letzte Monat brachte uns 5.110 Kilometer weiter südlich und war gleichzeitig einer der Intensivsten unserer Reise. Trotz dieser Vielzahl an Eindrücken, die man fast nicht in Worte fassen kann, wollen wir es hiermit versuchen.


an der Carretera Austral
Nach einer letzten Verabschiedung von unseren Schmidtis, führte uns unser Weg zuerst östlich, entlang von Seen, die immer wieder von Vulkanen überragt werden, um uns dann südlich auf die Carretera Austral (CA) zu bringen. Die 1240 km lange, meist unasphaltierte CA wurde erst 1996 unter Pinochet fertig gestellt und verbindet den isolierten Süden Chiles mit dem Norden. Trotz 20jähriger Bauzeit müssen einige Stücke noch immer mit der Fähre zurückgelegt werden und somit bestiegen wir bei tollem Wetter in Hornopirén unseren Kahn, um das Abenteuer CA beginnen zu lassen. Nach einer schönen 6stündigen Fahrt durch Fjorde wie aus dem Bilderbuch legte unser Schiff im privaten Pumalinpark an. Hier verbrachten wir eine knappe Woche, was zum Teil mit dem mäßigen Wetter aber auch mit der grandiosen unberührten Natur zu tun hatte. So wanderten wir zu entlegenen Bergseen, bestaunten die bis zu 2000 Jahre alten Alercewälder und verbrachten gute zwei Tage im Zelt aufgrund von starkem Regen.



erste Fähre auf der Carretera
endlich wieder fester Boden!
2000 Jahre alte Alerce im Pumalinpark

nach 7 Tagen endlich Sonne
unsere Hütte
Wasserfälle im kalten Regenwald


im NP Queulat
200 km Schotter-, Wellblech- und Schlaglochpiste trennten uns von unserem nächsten Ziel: dem Nationalpark Queulat. Das Besondere an diesem Park ist ein über einer Felsschlucht hängender Gletscher, den wir nach einer dreistündigen schönen Wanderung von einem Aussichtspunkt bestaunen und fotografieren durften. Etwas weiter südlich im Park befindet sich eine Wanderung durch den verzauberten Wald, der seinem Namen alle Ehre macht! Denn von Moos überwucherte Baumstämme, die im Licht der untergehenden Sonne in einem ganz besonderen Grün schimmern, sind für uns das eigentliche Highlight dieses geschützten Fleckchen Erdes.

im verzauberten Wald
Coyhaique
auf der Carretera Austral

Weiter im Süden verändert sich die Landschaft, anstelle von engen Tälern treten weite Ebenen, die landwirtschaftlich genutzt werden. Coyhaique bildet das Zentrum der Region und war für uns eine gute Gelegenheit unsere Treibstoff- und Essensvorräte wieder aufzufüllen. Der Straße folgend wechselten sich eisbedeckte Berge, kalte Regenwälder und türkisblaue Flüsse ab. Da die CA im Nichts endet, setzten wir unseren Zielpunkt nach Caleta Tortel, ein auf Holzpfählen errichteter Ort.



Caleta Tortel
abendliches Camp
Cerro Castillo

mitten drin
unter Gleichgesinnten
Frühstück!

Ab hier fuhren wir einige hundert Kilometer zurück, um an die internationale Grenze nach Argentinien zu gelangen. Vorher brachte uns ein kurzer Abstecher in den wunderschönen Chacabucopark. Komplett kostenlos mit einem toll gelegenen Campingplatz konnten wir hier, die an das Altiplano erinnernde Landschaft genießen. Eine 25 km Rundwanderung führte uns vorbei an vielen Bergseen, durch lichte Wälder und das immer mit schneebedeckten Bergen im Hintergrund.


wunderschöner Aussichtspunkt
Guanacos in Chacabuco
auf unserer 25km Tour



türkisblauer See im NP Perito Moreno
Entlang am größten Sees Chiles, gelangten wir nach Argentinien. Nachdem wir den Schock über die hohen Lebensmittelpreise verdaut hatten, waren wir bereit unser Weihnachtsgeschenk, das seit November in einem Hotel lag, abzuholen. Nach 30 Minuten Überzeugungsarbeit hielten wir ein Stück Heimat in unseren Händen. So kam es, dass wir Ende Januar bei 30°C ein zweites Navidad feiern konnten.




Als nächstes besuchten wir den südlich gelegenen Nationalpark Perito Moreno, in dem wir drei Tage mit ausgedehnten Wanderungen und sogar ein bisschen Vogelbeobachtung verbrachten. 

im NP Perito Moreno
zweites Weihnachten
am Lago General Carrera

das Fitz Roy Massiv
Der Straße folgend gelangten wir über El Chaltén zum nördlichen Teil des Nationalparks Los Glaciares. Schon von hundert Kilometer Entfernung konnten wir das bekannte Fitz Roy Massiv aus der Bergkette ragen sehen. Leider sollte uns dieses tolle Wetter nicht immer gegönnt sein und so kam es, dass wir bei der Wanderung zum eigentlichen Berg Fitz Roy leider nur Teile dessen zu Gesicht bekamen. Tagsdrauf bei der Wanderung zum Cerro Torre hatten wir mehr Glück. Eine tolle Wanderung mit grandiosen Ausblicken auf Gletscher und Bergmassiv machten uns glücklich und zufrieden und so fuhren wir weiter zum Perito Moreno Gletscher.

Cerro Torre
Wanderung zum Fitz Roy
auf dem Weg zum Cerro Torre

am Perito Moreno Gletscher
Auch dieses Naturschauspiel ist kaum in Worte zu fassen. Mit einer Breite von 5 km und einer Länge von 14 km ragt das ewige Eis bis zu 60 m hoch aus dem Wasser. Wir verbrachten den ganzen Tag damit die verschiedenen Blautöne des Eises zu betrachten und unzählige Fotos zu schießen, die doch nicht die ganze Schönheit des Gletschers festhalten können.


Ein großes Highlight in der Region wartete noch auf uns: Torres del Paine. Wieder in Chile, versorgt um mehrere Wochen in der Wildnis leben zu können, konnte der Spaß beginnen. Nachdem wir als Ausländer den 4fachen Eintrittspreis bezahlt hatten, durften wir den Nationalpark betreten. Gleich am ersten Tag kämpften wir uns zum Aussichtspunkt der bekannten Türme und wurden mit tollem Wetter belohnt. Am folgenden Tag machten wir verschiedene Wanderungen zu Aussichtspunkten und sammelten Kräfte für unsere geplante Zweitagestour. Diese führte uns entlang von Seen ins Valle Frances, wo wir als einzige unser Zelt in einem windgeschützten Wäldchen aufschlugen. Am nächsten Tag ging es bei schlechterem Wetter zurück zum Auto, wo der Wind zur Belohnung sein Gebläse auf Maximum stellte. Mit vereinten Kräften konnten wir das Zelt über die Nacht retten und hatten so seit langem mal wieder eine schlaflose Nacht.

Camp am Torres del Paine NP
unser ständiger Begleiter
an den bekannten Türmen

auf unserer 2 Tages Tour
traumhaft!
im Valle Frances

Trotz seiner vielen Touristen und der hohen Preise ist Torres del Paine, mit seiner Vielfältigkeit und seiner grandiosen Schönheit, die Essenz Patagoniens und wir waren froh, dass wir ganze fünf Tage darin verbringen konnten.

Punta Arenas
Da die südlichste Kontinentalstadt, Punta Arenas, in unseren Reiseführern in den höchsten Tönen gelobt wird, wollten wir diese natürlich nicht verpassen. Doch leider gilt auch hier das gleiche wie für den Rest Chiles: was nicht von der Natur gemacht ist, muss man sich nicht anschauen.



Tagsdrauf setzten wir mit der Fähre nach Feuerland über und wurden mit outbackähnlicher Landschaft empfangen, wenn bloß die Temperaturen nicht  wären. Bald wichen riesige Schafestanzias bewaldeten Hügeln, die schließlich in der schneebedeckten Darwincordillera endeten. An einem wunderbar gelegenen Camp nutzten wir das reichliche Feuerholz des Waldes und testeten unsere Fähigkeiten im Brot backen und waren durchaus zufrieden.

Camp auf Feuerland
Zeichen des Windes
beim Brot backen


Ushuaia
Ein Grenzübergang und 350 km weiter war es soweit, der für uns südlichste Punkt und damit unser großes Ziel Ushuaia waren erreicht. Ein eisiger Wind und die Reklame für Antarktikareisen machten uns die Nähe zum Südpol deutlich und verstärkten unseren Drang wieder in den Norden zu kommen.



unser südlichster Punkt!

Nachdem wir uns die südlichste Stadt der Erde mit ihrer Umgebung angeschaut hatten, gab es für Donkey eine Sektdusche und einen  kräftigen tritt aufs Gaspedal in Richtung Norden. Doch davon später mehr.

Viele Grüße, Jule und Steffen



















1 Kommentar:

  1. Absolut geil!!!!! Wenn ich das so durchlese, frage ich mich ernsthaft, was ich hier eigentlich noch mache!!!!Ich finde das nach wie vor cool, dass ihr das so durchzieht! Weiterhin wünsche ich euch noch eine gute, unfallfreie und stets gesundheitlich optimale Weiterfahrt!!! LG, Tom :)

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