Dienstag, 2. Oktober 2012

Südamerika, V Akt


ADVENTURE, ADVENTURE, ADVENTURE – das wünschte uns ein englisches Pärchen, welches wir vor ein paar Wochen kennen gelernt hatten. Wie sich alsbald herausstellte, wurde dieser frommer Wunsch von uns in den letzten Wochen mehrmals in die Tat umgesetzt.

bolivinische Expertengruppe
Kurz nachdem wir unseren letzten Blog online gestellt hatten, merkten wir, dass unser Auto Kühlwasser verliert. Kurz entschlossen fuhren wir direkt in die 120 km entfernte Großstadt Santa Cruz. Die auf der Strecke befindlichen Sehenswürdigkeiten wollten wir später erkunden. Eine vertrauenserweckende Werkstatt sowie ein Hostal in der Nähe waren schnell gefunden. Da wir beim Starten manchmal Probleme hatten, sollte der Anlasser auch gleich mit repariert werden. So blieb für uns erst einmal nichts anderes übrig als die Stadt zu erkunden. Santa Cruz liegt auf knapp 1000m am Rande der Anden, hat subtropisches Klima und eine rasant wachsende Wirtschaft und Bevölkerung. Leider hat sie sehr wenig touristisches zu bieten und somit verbrachten wir die meiste Zeit an Fruchtbars und leckeren Essensständen.
in der Mangel
Nach fünf Tagen und nervenaufreibenden Auseinandersetzungen mit unseren bolivianischen Experten war unser Auto wieder startklar. Dank Edmundo (ein Bolivianer, den wir in unserem Hostal kennen gelernt hatten) konnten wir immerhin den Rechnungsbetrag für einen Job, der normalerweise drei Stunden gedauert hätte, auf die Materialkosten senken.



los Volcanes
Frischen Mutes fuhren wir die 120km Retour, um die ausgelassene Attraktion „Los Volcanes“ – eine Landschaft, die durch Vulkane gestaltet wurde – zu besichtigen. Leider stellte sich für uns heraus, dass sich alles im Privatbesitz befindet und ein Verweilen vor Ort unser Reisebudget um ein vielfaches überstiegen hätte. So beschlossen wir selbst auf Erkundungstour zu gehen.


beim verbreitern der Rampe
fast geschafft!
Wir folgten einer schmalen Schotterpiste, die ohne nennenswerten Grund über die steilen Berge führte und auch genauso grundlos mitten am steilsten Hang endete. Zum Glück gab es eine kleine Plattform – zum Wenden zu schmal, aber immerhin ein Hoffnungsschimmer. Mit Sandsäcken, die eine Wasserleitung vor dem Ausspülen bewahren sollten, vergrößerten wir die Plattform so weit, dass wir kurz vor Einbruch der Dunkelheit wenden konnten. Am nächsten Tag versuchten wir den Hang befahrbar zu machen. Nach weiteren unzähligen Sandsäcken (um Löcher zu stopfen) und zehn Stunden harter Arbeit wurden wir belohnt – unser Donkey stand wieder waagerecht. Und was lernt man daraus? Das nächste Auto bekommt eine Winde.

Gegend um Porongo
Familie, bei der wir wohnten
frische Bananen!

Auf unserer Weiterreise mussten wir noch einmal durch Santa Cruz und wurden kurzerhand von Edmundo und seinem Kumpel Joel nach Porongo zu deren Familien eingeladen. Wir hatten dort eine wunderbare Woche und wurden mit den bolivianischen Lebensgewohnheiten vertraut gemacht. So lernten wir wie herrlich frische Orangen schmecken, man leckeren Papayasaft macht und wie feierwütig die Bolivianer wirklich sind. Der Abschied fiel uns wirklich schwer, aber die Reise muss ja weiter gehen.

auf dem Weg zu den Missionen
Missionskirche von Concepcion
Unsere nächsten Ziele – die restaurierten Jesuitenmissionen von San Javier und Concepcion – liegen nördlicher, tiefer und sind damit noch einmal deutlich wärmer und schwüler. Bis jetzt hatten wir nur Ruinen dieser alten Siedlungen in Argentinien gesehen und freuten uns deshalb umso mehr all das in seiner ursprünglichen Schönheit zu bewundern. Und wir wurden nicht enttäuscht! Fast alle Gebäude dieser Siedlungen sind wunderbar restauriert und strahlen ihren alten Glanz aus. Die Kirchen bestechen durch ihren ungewohnten Baustil und die großzügige Verwendung von dunklem, rotem Holz. Da uns das heiße Klima zu schaffen machte und wir keine großen Freunde von Mücken und Stechfliegen sind, ging es weiter Richtung Cochabamba.


auf dem Weg zum NP Amboró
Kirche  von San Javier
40° im Wasser und in der Luft

 
Camp im Dschungel
Auf den Weg dorthin machten wir einen kleinen Abstecher in den riesigen Nationalpark Amboro, den wir schon einmal im südlichen Teil erkundet hatten. Hier im nördlichen Teil wartete wieder ein kleines Abenteuer auf uns: wir fuhren uns im sandigen Flussbett fest. Alles freischaufeln und buddeln half nichts, da das Wasser immer wieder neuen Sand unter das Auto spülte. Durch Anheben der einzelnen Räder waren wir nach sieben Stunden wieder auf trockenem Boden – fix und fertig und komplett zerstochen. So langsam hatten wir die Lust an Geländefahrten verloren und verließen den sicheren Asphalt bis Cochabamba nicht mehr.



buddeln, buddeln, buddeln
nächtliches Markttreiben
Kathedrale in Cochabamba

Cochabamba hat den größten Markt Boliviens (ein ganzer Stadtteil) und dieser war somit für uns die Attraktion. Dort gibt es von Lebensmitteln über Elektronik bis zu Baustoffen einfach alles. Die Stadt hat ein paar nette Ecken, ist im Vergleich zu den anderen besuchten Orten Boliviens (bis auf Santa Cruz) aber eher ohne besondere Reize. Auf 2400m Höhe liegend wird Cochabamba von ihrem über 5000m hohen Hausberg Pico Tunari „überschattet“. 


auf dem Gipfel!
Camp auf 4.600m Höhe
auf dem Weg zum Pico Tunari

Da wir lange nicht in den wirklich hohen Bergen waren, wollten wir diesen Berg unbedingt besteigen. Unser Zelt stellten wir auf 4600m auf und wurden über Nacht zum ersten mal eingeschneit. Doch die Sonne weckte uns und versprach einen tollen Tag. Die Wanderung war wirklich beeindruckend (trotz zweistündiger Wegsuche) und wir genossen den Blick über das Tal um Cochabamba und die weiteren Andengipfel.

Bananenstand am Straßenrand
Auf den knapp 400km bis La Paz gab es für uns nichts interessantes zu entdecken. Die Straße führt auf über 4600m über das Altiplano Boliviens bis man kurz vor La Paz die ersten eisbedeckten 6000er der Cordillera Real entdeckt. La Paz selbst liegt in einem 3700m hohen Talkessel und ist somit die höchste Metropole der Welt. 



letztes Camp vor La Paz
La Paz und Illimani
Straße mit erstem 6000er


Straßenviertel in La Paz
Plaza mit Regierungsgebäude, La Paz
Die Stadt hat einen angenehmen Mix aus kolonialen Gebäuden, alten Kirchen und modernen Hochhäusern. Obwohl es in den Straßen von Menschen und Autos wimmelt, hatten wir nicht das Gefühl von Lärm und Schmutz, was einem doch des öfteren in Bolivien begegnet. Unser Donkey bekam hier einen „Rund-um-Service“ und auch wir brauchten ein paar Tage Ruhe, da sich der Durchfall mal wieder eingeschlichen hatte.


Restaurant in unserem Hostal
Blick von unserem Hostal
gemütliches Plätzchen

Nach einer knappen Woche waren wir wieder bei ausreichend Kräften und konnten unsere Reise in die Nordyungas, genauer nach Coroico, fortsetzen. Hier herrscht wieder subtropisches Klima. Die Tage sind angenehm warm und die Nächte erfrischend kühl. Unser Hostal (wo wir campen) heißt „Sol y Luna“; Paraiso wäre aber viel treffender. Hier sind kleine Hütten, der Campingplatz, Pools, viele Plätze mit Hängematten und Aussichtspunkte an einen wunderbar überwachsenen Hang gebaut, von wo aus man das Tal und die gegenüberliegenden Berge bewundern kann. Früh wird man von einem Vogelkonzert geweckt, bei dem man hofft, dass es nie wieder aufhört! Es ist ein bisschen wie die Reise durch Bolivien, aber noch haben wir drei Wochen Visa und ab dann lockt Chile mit seinen Naturwundern.

Bis dahin, viele Grüße
Jule und Steffen

2 Kommentare:

  1. Hey meine Zwei Abenteuerer :)

    Ich erwarte das Rezept vom frischen Papayasaft, da auch hier gerade die Saison ist :) ich gebe dann gern die Kunst des Krabbenbindens weiter :D

    Ihr macht es genau richtig :) Seid lieb gedrückt, ein fröhliches zaj jian

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  2. Hey Ihr Dauerurlauber,
    schöne Bilder, die natürlich Erinnerungen an unseren 6000er wecken. Weiterhin viel Glück und schöne einprägsame Erlebnisse und das Wichtigste auf solchen Reisen: Bekanntschaften dann, wenn man sie dringend notwendig hat. Bleibt Gesund und gegrüßt aus dem sonnigen "Arzgeberch"

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