Montag, 23. Juli 2012

Südamerika, III Akt


unser erster Blick auf die Anden
Wir sind unterwegs auf der Ruta 308 in Richtung Juan B. Alberdi. Eigentlich müssten wir die ersten 2000 bis 3000 Meter hohen Ausläufer der Anden längst vor uns sehen, doch alles was sich vor unserer Frontscheibe aufbaut sind dunkle Regenwolken. Wir haben die Hoffnung, dass wir die Anden heute noch zu Gesicht bekommen fast schon aufgegeben, als Jule mit aufgeregter Stimme ruft: „Da, das sind doch Berge, oder?“. Und tatsächlich zwischen den scheinbar undurchdringlichen Grau tauchen plötzlich die Konturen der lang ersehnten Felsen auf. Seit diesem Tag wichen die Massive der Anden nicht von unserer Seite und sie werden wahrscheinlich auch die nächsten Monate unsere Begleiter sein.

Ausblick am Morgen
die urwaldbewachsenen Ausläufer
Nudelsuppe im Zelt
 
In den ersten Tagen hatten wir atemberaubende Ausblicke auf urwaldbewachsene Schluchten, grüne Täler, riesige Stauseen und schneebedeckte Gipfel. Wir suchten stundenlang vergebens nach beschriebenen Wanderwegen und Wasserfällen, wurden auf kaum befahrenen Passstraßen nachts halb zwölf von der Polizei geweckt, um unsere Passportnummer zu nennen und wir verbrachten mindestens einen Abend mit unserem Gaskocher im Zelt, um uns vor Regen und Kälte zu schützen. Doch all das gehört irgendwie zum Abenteuer Südamerika dazu.

Tal um Tafi del Valle
Nachdem wir die erste Woche in höheren Gefilden verbracht hatten, fuhren wir in die gleichnamige Hauptstadt der Provinz Tucuman, um unsere dezimierten Bestände der Reiseliteratur über Bolivien und Peru aufzustocken. In einem Hostel wurden wir fündig und bekamen einen Reiseführer sogar geschenkt.



"Feierabendbier"
Unsere nächste Etappe brachte uns in das knapp 100 km entfernte Tal um den Touristenort Tafi del Valle, dass auf knapp 2000 Meter Höhe liegt. Seit diesem Tag haben wir die Wolken hinter uns gelassen und werden seitdem tagsüber von der Sonne beglückt und nachts schockgefrostet, da die Temperaturen oftmals im zweistelligen Minusbereich liegen. Die Temperaturschwankungen zwischen Tag und Nacht liegen somit öfters über 30°C.

typ. Kakteen:  los Cordones
"schockgefrostet"
Nach einer gemütlichen Wanderung ging es über einen 3042m hohen Pass in das berühmte Tal Calchaquies. Auf dem Weg zu einem Canyon wurden wir von einem wild gestikulierenden Argentinier gestoppt, der uns unbedingt in die Schlucht führen wollte. Nach 500m Wanderung war Schluss, da uns ein Wasserfall den Weg versperrte. Der freche Typ wollte für diesen anstrengenden Marsch umgerechnet fünf Euro, die er nur zu einem Bruchteil bekam.



unser erster Gipfel
Ruinen der Quilmes

bei Wanderung um Cafayate


14km weiter nördlich trifft man auf die Ruta 40, die mit über 5000km Länge die längste Straße der Welt ist. Nicht weit entfernt stießen wir auf die über 1000 Jahre alten Ruinen der Quilmes Indianer. Deren Festung wurde 1665 von den Spaniern nach über 35jähriger Belagerung eingenommen und zerstört. Die Wanderung um, und ein Blick über die Ruinen sind wirklich faszinierend.

Capilla in Cafayate
Wasserfall bei Cafayate
Wir folgten der Ruta 40 und trafen schon bald auf die ersten Bodegas (Winzereien), die die Weingegend um Cafayate ankündigten. Der Ort ist wirklich schick und lud zum Verweilen ein. Auf dem Campingplatz fühlten wir uns richtig heimisch, da wir dort auf andere Europäer trafen. Mit einem deutsch-schweizer Pärchen, die mit dem Rad durch Südamerika reisen, verbrachten wir einige lustige Abende und tauschten Informationen aus. Natürlich kam auch die Verkostung des lokalen Weins nicht zu kurz und es blieb auch noch Zeit für zwei wunderschöne Wanderungen.


in der Quebrada de las Conchas
typ. Tal an der Ruta 40
20km entfernt beginnt eine etwa 80km lange Schlucht, die Quebrada de las Conchas. Diese Schlucht besticht durch ihre Gesteinsformation, die in den unterschiedlichsten Farben – von gelb über grün bis hin zu dunklem rot – im Sonnenlicht schimmern.


kolonialer Ort entlang der Ruta 40
Sandsturm im Tal
unser erster 6000er

Zurück auf der Ruta 40, die hier zum Teil eine 3m breite Schotterpiste ist, ging es durch verschiedene Täler, die sich alle drastisch voneinander unterscheiden. Ein Tal besteht zum Beispiel nur aus Sandstein, wo Wind und Wetter ihre Spuren hinterlassen haben, das nächste Tal ist breit mit einem Fluss in der Mitte, wo Landwirtschaft betrieben wird und das übernächste Tal ähnelt mehr einer Schlucht, wo der Fluss und die Straße kaum genügend Platz nebeneinander finden. Unterbrochen wird dieses Naturschauspiel ab und an durch koloniale Orte, in denen meist die Kirche und der Plaza sehenswert sind.


kritischer Test bei den traditionellen Gerichten ;-)
Viadukt auf 4.200m
Rast während einer "Erkundungstour"
Ein paar Gebirgszüge weiter trafen wir auf den „tren a las nubes“ (Zug zu den Wolken), der Anfang der 20er Jahre gebaut wurde, um die Provinz Salta mit den Minenorten und Chile zu verbinden. Den höchsten Punkt überwindet der Zug mithilfe eines Viadukts auf 4200m und kreuzt dabei die Ruta 40. Da der Zug heute nur noch touristisch genutzt wird, ist an diesem Viadukt für den Zug Endstation. Für uns ging die Fahrt natürlich weiter auf die ca. 4000m angrenzende Hochebene, wo wir eine ziemlich frische Nacht erleben durften. 


der ehemals höchste Pass der Erde
Angekommen in der nördlichsten Provinz Argentiniens – Juyjuy – planten wir eine tolle Rundreise durch die Berge in die tiefer gelegenen Urwälder. Leider endete diese Reise nach 150km mühevoller Schotterpiste, da die Straße seit geschätzten zehn Jahren verschüttet ist. Da das niemanden zu interessieren scheint, ging es für uns Retour und wir beschlossen auf direkterem Wege nach Bolivien zu reisen.

die Artverwandten der Lama: Vicunas
Flamingos am Logo de los Pozuelos
Jetzt sitzen wir ca. 50 km von der bolivianischen Grenze entfernt, am Lago de los Pozuelos. Da wir keine Frischeprodukte nach Bolivien einführen dürfen, haben wir hier einen Ruhetag eingelegt, um die Fleisch- und Gemüsevorräte aufzubrauchen. Außerdem können wir hier wunderbar Flamingos, Lamas und Vicunas beobachten. Einen kleinen Haken hat der Platz allerdings: Die Temperaturen fallen nachts auf über -20°C. Aber auch das gehört zum Abenteuer Südamerika.

Liebe Grüße Jule und Steffen

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